Der längste Schlussverkauf aller Zeiten – hat er schon begonnen?
Garantiezinsen in Altervorsorgeprodukten – ein Auslaufmodell?
In Berlin wird regiert – mal gucken was passiert. Ob die Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) sich dem drohenden Druck der Branche beugt und mittelfristig reagiert, wird sich noch zeigen.
Eine vage Theorie, mag der ein oder andere sagen. Recht hat er, wir wissen es auch nicht. Jedoch, wenn man sich dem internationalen Vergleich stellt, ist für viele weltweit agierende Versicherungsunternehmen, Deutschland ein Exot in der Anlagementalität, speziell im Bereich von Vorsorgeprodukten. Der Old Mutual Konzern, einer der 10 größten Versicherungskonzerne weitweit, verabschiedete sich bereits Anfang diesen Jahres mit seiner Unternehmenstochter, der Skandia Deutschland LV AG aus diesem Segment, in dem sie das Neugeschäft für Garantieprodukte einstellt und “nur” noch verwaltende Aufgaben für die bestehenden und erfolgreich aufgebauten Vorsorgeverträge übernimmt.
Als Innovationskraft am deutschen Versicherungsmarkt im Bereich von Fondspolicen bekannt, sah sich die Skandia unter den Garantiezwängen in Verbindung mit dem sich bietenden Anlagemöglichkeiten konservativer Anlageoptionen (Zwänge durch den Gesetzgeber) mit dem gegebenen niedrigen Zinsniveau am Kapitalmarkt nicht mehr im Stande, langfristig Anlageerfolge für Neukunden abzubilden. Um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren, stellte das Unternehmen damit ihre Aktivitäten am deutschen Markt ein.
Die Allianz LV AG möchte eine Art Vorreiterrolle in diesem Sommer übernehmen und kündigt neue Produkte mit noch niedrigeren Garantieversprechen an. Die kommende Aufgabe von Beratern wird dann sicher darin bestehen, dem “deutschen Garantiezinskunden” verständlich zu erklären, dass er langfristig mehr davon profitieren wird, als er es heute verstehen will. Geht es doch bei Altersvorsorgeprodukten um langfristigen Anlageerfolg. Wir vermuten, dass spätestens in 4 Jahren die typische, deutsche Lebens- und Rentenversicherung, mit dem sich heute bietenden Garantieversprechen am deutschen Endkundenmarkt, nicht mehr zu haben sein wird. Deshalb sagen wir: “Es wird der längste Schlussverkauf in dieser Branche sein”. Wer also heute über die abgegebenen Garantieversprechen der Versicherer “lästert” oder meint “dies sei zu wenig” oder “da muss mehr kommen”, der wird dann rückblickend sicher sagen: “Ach hätte ich damals doch noch…” Aber wie heißt es dann so schön “hätte, hätte Fahrradkette …”. 😉
Nach unserem Dafürhalten sollte bereits in Schulen, zumindest in den oberen Stufen, frühzeitig Aufklärung und Wissensvermittlung betrieben werden, um die nachwachsende Generation auf diesen Markt vorzubereiten. Andere Länder haben uns da einiges voraus. Vielleicht unter dem Motto: “Lieber gut kopiert, als schlecht kreiert.” sollte man mal darüber nachdenken.
Fazit
Das Eichhörnchen und die Altersvorsorge
Die Frage, ob aktuell Lebensversicherungen attraktiv seien, beantwortete Johannes Lörper, Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigungen (DAV), mit einem Vergleich:
“Das Eichhörnchen sammelt seine Vorräte vor dem Winter. Es ist froh, wenn es 90% Prozent seiner Vorräte wieder findet. Das Eichhörnchen wartet gar nicht erst auf eine Verzinsung.”
Wer also auf Vorsorge wegen weniger Verzinsung gänzlich verzichtet, wird später im Alter keinerlei finanzielle Vorräte zur Verfügung haben.
Ein Gedanke zu „Der längste Schlussverkauf aller Zeiten – hat er schon begonnen?“