Leistungsfälle in der Berufsunfähigkeitsversicherung
Jeder 3. Arbeiter und jeder 4. Arbeitnehmer wird berufsunfähig.
Wir möchten hier einmal mit 6 realen Leistungsfällen in der Berufsunfähigkeitsversicherung, den Nutzen dieser privaten Zusatzversicherung verdeutlichen. Denn treffen kann es jeden!
Dabei haben verschiedene Berufsgruppen auch unterschiedliche Risiken.
Berufsgruppe 1++
IT Consultant, 42 Jahre
Multiple Sklerose
Der Versicherte war als Berater in einer Software-Entwicklungsfirma tätig und hatte durch Kundenbesuche ein hohes Reiseaufkommen. Im Alter von 42 Jahren bekam der Versicherte die Diagnose einer MS Erkrankung. Bereits mit 42 Jahren war das Krankheitsbild (u.a. Seh- und Sprachstörungen sowie Gleichgewichtsstörungen) so weit fortgeschritten, dass ein Leistungsvermögen für die zuletzt ausgeübte Tätigkeit nicht mehr bestand.
Die monatliche BU Rente seiner privaten Berufsunfähigkeitsversicherung beträgt aktuell 1.842 Euro. Mit einer Restlaufzeit von 23 Jahren (offene und mögliche fortlaufende Leistung, ohne eventuelle Anpassungen, durch eine vereinbarte Dynamik zum Inflationsausgleich, liegt bei 508.392 Euro)
Berufsgruppe 1+
Selbstständiger Grafiker, 32 Jahre
Hodenkrebs
Der Grafiker erkrankte an Hodenkrebs, Krankenhausaufenthalte, Entfernung eines Hodens, Chemotherapie und Reha-Maßnahmen waren notwendig. Infolge der Operationen mit Chemotherapie bestand einen erhebliche körperliche Leistungseinschränkung, die seit Erstdiagnose der Erkrankung eine Berufsunfähigkeit begründete. Nach ausreichender Rekonvaleszenz besteht aber Aussicht zur Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit.
Die aktuelle monatliche BU Rente aus seiner privaten Berufsunfähigkeitsversicherung beträgt 1.500 Euro mit einer Restlaufzeit von 35 Jahren (der Versicherer trägt also noch ein Risiko von 630.000 Euro)
Berufsgruppe 1
Bauleiter 33 Jahre
Paranoide Schizophrenie
Der in der Schweiz als Bauleiter arbeitende Versicherte litt mehrere Jahre an depressiven Erschöpfungsgefühlen und Müdigkeit. Es bestanden ausgeprägte Schlaf- sowie Konzentrationsstörungen. Dies rührte von einer psychischen Überlastung bei der Arbeit her. Durch die paranoide Entwicklung dieser Erkrankung (u.a. mit Halluzinationen) ist mit der Rückkehr in den Beruf nicht mehr zu rechnen.
Die monatlich privat versicherte Berufsunfähigkeitsrente liegt bei 1.890 Euro, mit einer Restlaufzeit von 27 Jahren (das Restrisiko des Versicherers liegt somit bei einer Gesamtsumme von 612.000 Euro, ohne Berücksichtigung von möglichen Leistungsanpassungen).
Berufsgruppe 2+
Selbstständiger Elektriker, 38 Jahre
Arbeitsunfall mit multiplen, schweren Frakturen
In seinem Betrieb beschäftigte der Versicherte einen Gesellen sowie eine Aushilfe nach Bedarf. Der kaufmännische Teil seiner Tätigkeit im Betrieb wurde von seiner Ehefrau und seiner Mutter erledigt. Mit 38 Jahren erlitt der Versicherte einen schweren Arbeitsunfall. Infolge der Verletzungen (u.a. Frakturen der Hüfte, Bruch der Speiche und des Handgelenkes links mit mehrfacher operativer Versorgung), konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben. Eine wirtschaftlich vertretbare Umorganisation seines Betriebes war nicht möglich.
Seine versicherte Berufsunfähigkeitsrente aus seiner BU Versicherung beträgt aktuell 730 Euro monatlich, mit einer Restlaufzeit von 22 Jahren (Inwieweit diese Rente wirklich hilfreich ist, möchten wir hier unberücksichtigt lassen).
Wir stellen aber auch in unseren Beratungen oftmals fest, dass häufig eine Unterversicherung vorliegt, wenn Kunden bereits einmal eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben und damit nicht den ausreichenden Schutz für das versicherte Berufsunfähigkeitsrisiko besitzen. Oder Mandanten der Meinung sind, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu haben, obwohl es sich nur um eine Beitragsbefreiung bei vorliegender BU handelt, in einem bestehenden Vorsorgeprodukt. Also dem Kunden selbst nicht einmal bewusst ist, was er eigentlich versichert hat.
Berufsgruppe 2
Polizistin, 42 Jahre
Erkrankung des zentralen Nervensystems
Bei der versicherten Polizistin bestand seit Jahren eine progrediente Entwicklung mit Bewegungseinschränkungen und Gesichtsfeldausfällen. Als Folge der Erkrankung kam es auch zu Depressionen. Bedingt durch die Bewegungseinschränkungen war kein Dienst an der Waffe mehr möglich. Die Versicherte wurde wegen Polizeidienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt. Durch die starke Immobilität der Versicherten und der geringen physischen und psychischen Belastbarkeit war auch eine Innendiensttätigkeit im Verwaltungsdienst der Polizei nicht mehr möglich.
Die vereinbarte monatliche Rente der privaten Dienstunfähigkeitsversicherung (spezielle Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte) beträgt 880 Euro mit einer Restlaufzeit von 18 Jahren.
Berufsgruppe 3+
Dachdecker 30 Jahre
Athrose beider Kniegelenke und Knorpelschädigung
Der Versicherte litt seit Jahren unter zunehmenden Kniebeschwerden beiderseits (die Versicherung bestand schon vor den beginnenden Beschwerden). Im weiteren Verlauf war bei einem Knie ein Knorpelschaden erforderlich. Operationsbedingt besteht jetzt einen Mindestbelastbarkeit des Kniegelenks. Kniende Tätigkeiten oder Arbeiten in Zwangshaltungen sind operationsbedingt jedoch nicht mehr möglich. Eine Umschulung auf eine körperlich weniger belastende Tätigkeit ist zu empfehlen.
Die monatliche Rente aus der Privaten Berufsunfähigkeitsversicherung beträgt derzeit 670 Euro, mit einer Restlaufzeit von 32 Jahren.
Wir bedanken uns für die Zuarbeit eines Versicherers, der uns Fallbeispiele aus allen Berufsgruppen lieferte ( für aktuelle Versicherungsleistung an seine versicherten Kunden). Die Berufsgruppenklassifizierung ist den Anbieter selbst überlassen, diese ist aber bei den Versicherern einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung weitestgehend einheitlich. Also wenn, dann nur ein kleines Unterscheidungsmerkmal.
Mit diesen 6 verschiedenen Leistungsfällen soll im Grunde nur deutlich werden, unter welchen Umständen eine Berufsunfähigkeit eintreten kann und aufzeigen, wie sinnvoll dieser Schutz ist. Denn häufig stellen sich in Gesprächen auch unsere Mandanten die Frage: “Brauche ich sowas überhaupt?”. Da sind dann Praxisbeispiele sicher hilfreich, um den Leistungsfall etwas plastischer und greifbarer zu beschreiben.
Leider ist es auch häufig so, dass erst ein Interesse bei Mandaten vorliegt, wenn ein gewisses Alter erreicht wird (50+) oder sich gesundheitliche Ereignisse eingestellt haben, die dann hohe Versicherungsbeiträge und Prämienzuschläge (wegen erhöhtem Risiko) oder sogar eine Ablehnung mit sich bringen. Damit ein ausreichender Schutz nicht mehr möglich.
Informative Grüße 😉
Mathias Kühnert
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