Private Pflegegeldvorsorgeprodukte im Test
Pflegerentenversicherung, geförderte und nicht geförderte Pflegetagegeldtarife
Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hat aktuell und bereits zum 3. Mal ein Rating im Bereich der Pflegerentenprodukte am deutschen Versicherungsmarkt erstellt. Überprüft wurden 14 Anbietern mit insgesamt 74 Tarifen. Die Analyse erfolgte auf Basis von bis zu 77 Kriterien. Das Ergebnis der Gesamtbewertung resultiert aus vier Teilbereichsnoten. Diese bestanden aus unterschiedlichen Gewichtungen: Unternehmenssicherheit 35 %, Preis-Leistungs-Verhältnis 35 %, Flexibilität 20 %, Transparenz und Service 10 %.
Es wurde dabei auch in 3 Leistungsklassen unterschieden. Unter Basis die alleinige Absicherung der Pflegestufe III zu verstehen, die Komfortbewertung beinhaltet die Leistungen in den Pflegestufen II und III, unter Exklusiv ist die umfängliche Absicherungsmöglichkeit in allen drei Pflegestufen gemeint.
• Gesamtsieger wurde die Ideal Lebensversicherung a.G., erstmals sogar in allen drei Kategorien.
• Kategorie “Basis”: 1. Platz Ideal – 2. Platz Zurich Deutscher Herold – 3. Platz Basler
• Kategorie “Komfort”: 1. Platz Ideal – 2. Platz Zurich Deutscher Herold – 3. Platz Volkswohl-Bund
• Kategorie “Exklusiv”: 1. Platz Ideal – 2. Platz Zurich Deutscher Herold und Allianz (waren punktgleich)
Die Auswertung und Analysierung zeigte zudem eine erfreuliche Entwicklung, hin zu weiter verbessertem Leistungsumfang. Zum Beispiel durch den Einschluss von Assistance-Leistungen, das Angebot einer Sofortleistung, Hinterbliebenenleistungen, Hilfen für Wiedereingliederung, Leistung schon bei eingeschränkter Alltagskompetenz (Demenz), optionale und individuellen Festlegung der Leistungshöhe in den verschieden Pflegestufen usw. Potential zu Verbesserung des Leistungsangebots bleibt aber weiterhin bestehen.
Die Morgen & Morgen GmbH (Ratinghaus), hatte im Zuge der eingeführten Unisex-Tarife die verschiedenen Tariflösungen der Privaten Krankenversicherungen bewertet und zudem dann auch die Ratings zu den Pflegetagegeldversicherungen aktualisiert. Für portfolio international update wurde daraus eine spezielle Analyse der geförderten Pflegetagegeldversicherungen (“Pflege-Bahr”) extrahiert, die von Detlef Pohl in portfolio international am 21.08.2014 veröffentlicht wurde.
Die Ergebnisse:
• Unter den ca. 100 ungeförderten Tarifen von 33 verschiedenen Anbietern ragen sieben hervor, die tatsächlich in allen Pflegestufen Leistungen erbringen: Arag, DFV, Ergo Direkt, Gothaer, Hallesche, Münchener Verein, Württembergische.
• Festzustellen ist auch, dass die Angebote bzw. Tarife für geförderte Pflegetagegeldversicherungen nicht an die Leistungen der ungeförderten Produkte heranreichen. Denn sie erhielten – im Unterschied zu den Spitzenreitern bei den ungeförderten Pflegetagegeldtarifen – nur durchschnittliche Noten. Im Rating von Morgen & Morgen erzielten von 25 Anbietern, 16 eine höchst durchschnittliche 3-Sterne-Bewertung, 8 weitere eine 2-Sterne-Bewertung (Axa, BBKK, Hallesche, Hanse-Merkur, Münchener Verein, Nürnberger, Provinzial, UKV) und ein Anbieter (Allianz) nur einen Stern (bei einer Höchstbewertungsmöglichkeit von 5 Sternen). Insofern kann auf die namentliche Nennung verzichtet werden.
• Ungenügende Leistungen sind vor allem der Schwachpunkt. Leistungen unterhalb der Pflegestufe III auch Unterschiede bei Beiträgen und Leistungen auf extrem schwankende Pflegemonatsgelder bei jüngeren Versicherten, ebenso hohe Beitragsdifferenzen besonders bei älteren Kunden sowie unterschiedliche Leistungen innerhalb der Pflegestufen.
• Die aktuelle Statistik besagt: Die meisten Pflegebedürftigen (56 % und 32 %, also insgesamt 88 %) werden in den Pflegestufen I und II eingestuft. Demzufolge erreichen nur rund 12 % Pflegestufe III. Wenn aber ein Pflegetagegeldtarif ausschließlich in Pflegestufe III leistet oder aber in I und II nur geringe Leistungshöhen vorsieht, dann wird das ganz bestimmt nicht bedarfsgerecht sein.
• Im Grunde hat es erst die staatliche Förderung geschafft, dass viele Kunden – nach Aussagen zu den Abschlusszahlen besonders junge Kunden – für das Thema sensibilisiert werden konnten. Dennoch ist die Leistungsfähigkeit der geförderten Pflegetagegeldprodukte für die Deckung des Pflegerisikos von großer Bedeutung.
• Die unter dem Begriff „Pflege-Bahr“ bekannte geförderte Pfelgerente, kann aufgrund ihrer Gestaltung das Pflegerisiko nicht in vollem Umfang beseitigen. Deshalb wird In der Praxis die gesetzlichen Pflegepflichtversicherung, in Verbindung mit der geförderte Pflegeabsicherung (Pflege-Bahr) durch eine weitere ungeförderte Pflegetagegeldversicherung ergänzt (Koppelprodukte).
• Wichtig!! Denn mit “Pflege-Bahr” liegen die Leistungen in Stufe I zwischen 20 und 35 Prozent der Maximalleistung, in Stufe II zwischen immerhin 30 und 70 Prozent. Mit dem höchsten Tagegeld in Stufe III bietet der Versicherer allerdings nicht automatisch auch das höchste Tagegeld in den Stufen I und II an. Leider zeigte sich dadurch, dass die Leistungen des Pflege Bahr (der geförderten Pflegeversicherung) damit überwiegend am tatsächlichen Bedarf vorbei schrammen.
Mit diesem Beitrag mag der geneigte Leser vielleicht meinen: „Prima jetzt weiß ich ja Bescheid. also die „Ideal“ für Lösungen über eine Pflegerente und die Arag als Alternativlösung Pflegetagegeld”. Ein wenig mehr gehört dann doch schon noch dazu, als nur den möglichen Anbieter zu kennen. Besonders spannend wird es, wenn man sich mit dem Unterschied zwischen einer Pflegerente und einem Pflegetagegeld beschäftigt! 😉
Vor allem die produkt- und anbieterneutrale, bedarfsgerechte Beratung ist auch in diesem Segment wichtig. Zudem unsere Dienstleistung auch keine Produktverteuerung bewirkt, können wir entspannt mit diesen Infos arbeiten. Warum? Weil die Vergütung des Versicherungsvertreter vom jeweiligen Anbieters, oder einer Onlineplattform (sogar ohne Beratung) oder einer Versicherungsagentur alternativ den Versicher entlastet und damit das Budget für unsere Kostennote gemäß der erbrachten Leistung frei macht.
Dieser Beitrag war mal sehr faktenlastig aber hoffentlich trotzdem informativ.
Freundlich grüßt
Mathias Kühnert