Reform der geförderten Altersvorsorge in Sicht
Geförderte Altersvorsorge – Werden Aktien und ETFs bald steuerfrei?
In den letzten Jahren wurde viel über eine Reform der privaten Altersvorsorge diskutiert, doch konkrete Maßnahmen blieben weitgehend aus. Nun plant unser Bundesfinanzminister einen „historischen Paradigmenwechsel“, der die private Altersvorsorge grundlegend neu gestalten könnte. Erste Details aus einem Gesetzentwurf sind durchgesickert, und die endgültige Fassung wird in den kommenden Wochen erwartet. Dieser Artikel beleuchtet den aktuellen Stand der geförderten privaten Altersvorsorge und die geplanten Änderungen, die erhebliche Auswirkungen auf die Steuerfreiheit von Aktien und ETFs haben könnten.
Der Status Quo der geförderten Altersvorsorge
Bisher kennen wir die geförderte Altersvorsorge vor allem aus den Bereichen der Riester-Rente, bAV und der Basisrente. Riesterverträge wurden oft kritisiert, doch nicht jede Kritik ist gerechtfertigt. Diese Verträge profitieren vor allem von staatlicher Förderung in Form von Zulagen und Steuerersparnissen. Die oft kritisierte 100%ige Beitragsgarantie war keine Idee der Versicherer, sondern eine gesetzliche Vorgabe. Ein konservatives Produkt wie Riester lässt naturgemäß keine hohen Renditen erwarten, doch es ist wichtig zu betonen, dass Riester nur ein Baustein der privaten Altersvorsorge ist.
Verbraucher sollen künftig die Wahl haben
Ein zentraler Punkt der geplanten Reform ist die Abschaffung der verpflichtenden Beitragsgarantie. Verbraucher sollen künftig selbst entscheiden können, ob sie eine 100%, 80% oder gar keine Beitragsgarantie wünschen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn Garantien können die Renditen erheblich schmälern. Mit einer durchdachten, gut diversifizierten Fondsauswahl und einer ausreichend langen Anlagedauer können Anleger von den positiven Entwicklungen an den Kapitalmärkten profitieren.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Krisen wie die Dotcom-Blase, die Finanzkrise, die Eurokrise oder die Corona-Pandemie die Märkte zwar erschüttert haben, aber wer beispielsweise in einen ETF auf den MSCI World investiert und diesen 15 Jahre lang gehalten hat, konnte dennoch keine Negativrendite verzeichnen. Hinzu kommt der Cost-Average-Effekt, der schwankende Märkte zu Gunsten des Anlegers nutzt.
Steuerfreie Erträge in der Ansparphase
Ein weiteres Ziel der Reform ist es, die „Aktienkultur“ in Deutschland zu stärken. Das neue „private Altersvorsorgedepot“ soll mindestens die gleichen Zulagen und Steuerersparnisse wie die Riester-Rente bieten. Zusätzlich wird eine Steuerfreiheit in der Ansparphase angestrebt, sodass erst bei der späteren Verrentung Einkommensteuer fällig wird.
Spekulationsfrist für Aktiengewinne
Ein besonders interessanter Vorschlag von Finanzminister Christian Lindner ist die Einführung einer Spekulationsfrist bei Wertpapiergeschäften, ähnlich wie es bei Immobilien der Fall ist. Derzeit können Immobilien nach 10 Jahren steuerfrei verkauft werden; dies könnte künftig auch für Wertpapiere gelten, wobei eine Frist von 2 bis 3 Jahren im Gespräch ist. Dieser Ansatz ist vielversprechend, doch es bleibt abzuwarten, wie, wann und ob er umgesetzt wird.
Es ist wichtig zu betonen, dass eine Spekulationsfrist auf Aktien und Fonds in Deutschland nicht neu ist – bis 2008 gab es eine solche Regelung bereits, die nach einem Jahr griff.
Fazit
Die private Altersvorsorge bleibt ein wichtiges und komplexes Thema, das in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Unabhängig von neuen Reformen, Beschlüssen und Gesetzesänderungen ist es entscheidend, sich frühzeitig Gedanken über die eigene Vorsorge zu machen und die passenden Maßnahmen zu ergreifen.